Hyperaktivität – hier vor allem ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) – nimmt bei Kindern immer mehr zu. Dabei handelt es sich nicht um eine Krankheit, die man eindeutig nachweisen kann, sondern es ist eine Störung, die im Alltag zu Beeinträchtigungen führen kann. Typische Symptome sind Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit.  

Anstrengende Kinder werden gerne als ADHS klassifiziert 

Leider werden viele Kinder mit ADHS abgestempelt, die einfach nur temperamentvoller oder neugieriger sind als andere. Immer wieder werden hochbegabte Kinder mit ADHS stigmatisiert. Hier medikamentös zu behandeln ist grober Unfug und ein Kunstfehler. Einige unserer Patienten mit Hochbegabung zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich erste konzentrieren können, wenn möglichst viele Medien gleichzeitig laufen. Auf jeden Fall lohnt es sich hier eine entsprechende Untersuchung vornehmen zu lassen. Die eingesetzten Medikamente wirken dämpfend, suchtfördernd und haben viele Nebenwirkungen. Sie sind alle samt als Betäubungsmittel gelistet.  

Wenn ein Kind wirklich unter einem ADHS-Syndrom leidet, dann handelt es sich dabei um eine neurobiologische Funktionsstörung im Gehirn. Dabei werden wichtige Informationen und Signale nur fehlerhaft übermittelt. Im Kernspintomographen würde ein verkleinertes Frontalhirn auffallen. Tatsächlich ist die Zahl der Kinder mit dieser Veränderung unbekannt, dürfte aber im Promille Bereich liegen. Laut Experten sind jedoch 5 % der Kinder in Deutschland angeblich von ADHS betroffen, d.h. 500.000 Kinder im Alter zwischen 6 und 18 Jahren. Der hyperaktive-impulsive Typ betrifft fünfmal mehr Jungen wie Mädchen. Der unaufmerksame Typ (ADS) kommt im Verhältnis 2:1 vor. 

Ursachen von ADHS 

Die Störung der Informationsverarbeitung in bestimmten Hirnabschnitten bei ADHS entsteht durch ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter (vor allem Dopamin) in diesem Bereich. Die Folge ist eine schlechte Filterung der Nervenreize, so dass begonnene Gedanken nicht zu Ende gedacht werden können, da ständig neue Gedanken entstehen.  

Eine weitere Ursache von ADHS sind Vitalstoffmängel in Schwangerschaft und Kindesalter. Gerade im ersten Trimenon der Schwangerschaft, in der sich auch das Gehirn des Kindes entwickelt besteht oft ein Mikronährstoffdefizit. Gerade das Vitamin B6, die Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D sind wichtig in der Vorbeugung eines ADHS-Syndroms beim Kind.  

Pyridoxin und andere B-Vitamine 

Es scheint einen Zusammenhang zwischen niedrigen B-Vitamin Spiegeln sowie ADHS zu geben. Die ADHS-Symptome sind umso ausgeprägter, je stärker der Riboflavin- und Pyridoxin-Mangel war. Die Einnahme eines Vitamin-B-Komplexes kann sowohl bei Kindern, als auch bei Erwachsenen die Situation verbessern, am besten kombiniert mit einer täglichen Vitamin D3-Einnahme, so dass sich die Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit und Konzentration deutlich verbessern können. 

Zusätzlich weisen die B-Vitamine eine postulierte Strukturaktivitätsbeziehung mit Dopamin auf, was für die Wirkung – ähnlich Methylphenidat – verantwortlich sein könnte. Im eigenen Patientenkollektiv wirken die B-Vitamine und andere Vitalstoffe ähnlich gut wie Methylphenidat, dies jedoch ohne Nebenwirkungen und mit zusätzlichen anderen gesundheitsfördernden Wirkungen. Wir beobachten derzeit 60 Kinder, deren Mütter schon in der Schwangerschaft mit einem Vitamin B-Komplex und anderen Vitalstoffen behandelt wurden. Keines dieser Kinder (zwischen vier und neun Jahre) hat bisher ein Hyperaktivitätssyndrom entwickelt. Das bestätigt die bisherigen wissenschaftlichen Erfahrungen. 

Vitamin D 

In einer Studie aus Quatar von 2011 bis 2013 wurden 1331 gesunde Kinder mit der gleichen Zahl an ADHS diagnostizierten Kindern verglichen. Dabei wurde ein signifikant höherer Vitamin D-Mangel bei den ADHS-Kindern festgestellt. Auch Kinder die Methylphenidat einnehmen, profitieren von einer Begleittherapie mit Vitamin D3-Einnahme. Eine Vitamin-D3-Supplementierung muss täglich erfolgen (1500 IE), in den Wintermonaten von Oktober bis März sollte die Dosis höher sein (3000 IE). Da Vitamin D bekannter maßen die Zellteilung fördert, kann durch Supplementation von Vitamin D in der Schwangerschaft der Atrophie des Frontalhirnes vorgebeugt werden. Allerdings liegen hierzu keine Studien vor. Etliche der von uns betreuten Kinder konnten unter Vitamin D und Vitamin B Gabe die Metylphenidat Dosis reduzieren in Einzelfällen konnte das Medikament sogar abgesetzt werden.  

Magnesium  

Kinder mit hyperkinetischen Verhaltensstörungen weisen häufig einen Magnesium-Mangel auf. Außerdem verbessert der Mineralstoff die Symptome eines ADHS deutlich, wie Hyperaktivität, Impulsivität und Stimmungsschwankungen. Magnesium scheint die überschießenden Impulsaktivitäten zu glätten und die Reizleitung im Nervensystem zu normalisieren.  

Zink  

Kinder mit hyperkinetischer Verhaltensstörung weisen häufig einen diätetischen Mangel an Zink auf. In Studien hat die Supplementierung von Zink einen günstigen Einfluss auf die ADHS-Symptomatik. Zink scheint vor allem beim Symptom Hyperaktivität gut zu wirken. 

Pycnogenol 

Pycnogenol verbessert die Katecholamin Versorgung im Gehirn und vermindert so die Beschwerden. Gerade Menschen mit ADHS verlieren viele Katecholamine über den Urin. Bekanntermaßen verbessert Pycnogenol zusätzlich den Stickstoffmonoxid-Gehalt (NO) im Körper. NO ist stark in der Regulation der Hirnfunktion über die Freisetzung von Katecholaminen involviert. Konzentration und geistige Leistungsfähigkeit werden so deutlich verbessert.  

Omega-3-Fettsäuren 

Eine Supplementation der Betroffenen mit Omega-3-Fettsäuren kann gemäß vieler Untersuchungen den Krankheitsverlauf langfristig positiv beeinflussen, indem es den neuronalen Informationsfluss verbessert.  

Weitere wichtige Vitalstoffe 

Der Status von Eisen (Ferritin) sollte ebenfalls optimiert werden. In einer neuseeländischen Studie von 2017 der University of Canterbury setzen Forscher ein Multinährstoffpräparat aus 13 Vitaminen, 17 Mineralstoffen und 4 Aminosäuren bei ADHS-Kindern im Alter von 7 bis 12 Jahren ein. Im Laufe der 10 Wochen konnte eine starke Verbesserung bei fast der Hälfte der Kinder (47 %) festgestellt werden, ohne dass diese Kinder zusätzlich ein Medikament eingenommen hatten. In der Placebo-Gruppe war die Verbesserung weniger ausgeprägt und lediglich in 28% der Fälle gegeben.  

Patienten mit ADHS haben einen hohen oxidativen Stress. Das wichtigste enzymatische Antioxidans des menschlichen Körpers ist organisches Selen. Da die Versorgung mit diesem Spurenelement in Deutschland defizitär ist, sollte organisches Selen in der Therapie des ADHS nicht fehlen. Idealerweise sollten 100 µg bis 200 µg organisches Selen täglich gegeben werden.  

Das Gehirn hat einen sehr hohen Energieverbrauch. Bei Menschen mit ADHS ist dies besonders stark ausgeprägt. Normalerweise benötigen Menschen unter 35 Jahren – falls sie gesund sind – das Vitaminoid Ubichinon nicht, da sie es ausreichend bilden können. Coenzym Q10 oder auch Ubichinon ist die universelle Grundlage für unsere Energieproduktion. 95% unserer täglich benötigten Energie sind abhängig von der Anwesenheit von ausreichend Coenzym Q10. Bei Menschen mit ADHS ist der Energiebedarf so hoch, dass eine Ergänzung mit 100 mg Coenzym Q10 auch schon in jungen Jahren nötig sein kann. Gerade bei Kindern sollte vor allem oxidiertes Coenzym Q10 eingesetzt werden, denn Kinder scheinen das reduzierte Coenzym Q10 noch schlechter zu resorbieren als Erwachsene.  

In der eigenen Praxis versorgten wir acht ADHS Kinder mit oxidiertem Coenzym Q10. Sechs dieser Kinder reagierten positiv auf die Coenzym Q10 Gabe (verbesserte Konzentration, verbesserte Leistungsfähigkeit, verbesserte Aufmerksamkeit). Die zwei Non-Responder besserten sich nach zusätzlicher Gabe von alpha-Liponsäure ebenfalls. Die alpha-Liponsäure ist ein wichtiger Cofaktor zur Steigerung der Energieproduktion und eignet sich generell gut als Wirkverstärker bei einer Coenzym Q10 Therapie.